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Ein Blick in die Geschichte Brandenburgs

Der Vertrag von Kremmen

 

Die Schlacht am Kremmener Damm ... 

 

Das Treffen am Kremmener Damm

 

Geschichtliches bis zur Schlacht am Kremmener Damm - 1412  

 

Die 500 - Jahr-Feier der Schlacht am Kremmener Damm 1912

 

Der Beginn der Geschichte Brandenburgs trägt das Datum 948 - in jenem Jahr wurde das Bistum Brandenburg gegründet. Knapp zweihundert Jahre später, im Jahre 1157, ließen sich askanische Fürsten mit Burg und Dom in Brandenburg nieder. Die Askanier waren eine mitteldeutsche Fürstendynastie, benannt nach der Grafschaft Aschersleben, latinisiert "Ascanien", und waren begründet von Graf Esiko von Ballenstedt im 11. Jahrhundert.

 

Unter Albrecht dem Bären gewannen die Askanier 1134 die Markgrafenwürde für die Nordmark und mit der Eroberung Brandenburgs 1157 den Titel des Markgrafen von Brandenburg. Die von Albrecht betriebene Ostkolonisation erweiterte wesentlich die Hausmacht der Askanier. Sie dehnten ihren Einflussbereich auf das gesamte Land systematisch aus. In der Zeit um 1300 erstreckte sich Brandenburg von der Altmark um Salzwedel und Stendal bis weit nach Osten zur Neumark um Küstrin und Landsberg an der Warthe, der heutigen Stadt Gorzowa im westlichen Polen.

 

Fast alle Ortschroniken der Dörfer und Städte in Brandenburg beginnen im 12. und 13. Jahrhundert: Ihre Gründungen erfolgten beinahe zeitgleich. Binnen 150 Jahren überzogen die Askanier die Mark mit etlichen Klöstern und einem dichten Netz von großen und kleinen Siedlungen.

 

Hohenzollern in der Mark

Das zunächst glanzvolle und erfolgreiche Regiment der askanischen Landesherren fand um etwa 1320 ein Ende: Die Hohenzollern meldeten ihren Machtanspruch an. Etwa hundert Jahre stritten sich Askanier und Hohenzollern um die Herrschaft über die Mark. 1412 ist das Jahr der blutigen Schlacht am Kremmener Damm, an die heute noch das Kreuz am Kremmener Damm erinnert. Hier gingen zwar die Hohenzollern siegreich hervor, erlitten aber empfindliche Verluste.

 

1415 errungen die Hohenzollern endgültig die Macht über die Mark und erkoren 1450 Berlin-Cölln zu ihrer Residenz. 500 Jahre lang, bis zur Abdankung des letzten deutschen Kaisers im Jahre 1918, bestimmten fortan die Hohenzollernfürsten die Geschicke und die Entwicklung Brandenburgs. Brandenburg erfuhr zunächst einen Aufschwung insgesamt: Reformatorische Ideen hielten ebenso Einzug wie humanistische Werte, und das wirtschaftliche und wissenschaftliche Leben etablierte sich; Kurfürst Joachim I. gründete 1506 in Frankfurt an der Oder mit der "Viadrina" die erste Universität Brandenburgs.

Sie geriet quasi zu einer Kaderschmiede für Beamte aus Justiz und Verwaltung und hatte für den weiteren Aus- und Aufbau des Landes große Bedeutung.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) unterbrach unterdessen den Aufstieg jäh: Weite Teile der Mark waren verwüstet, und die Bevölkerungszahl des Landes wurde beinahe halbiert. Dieser Krieg war verursacht von konfessionellen und machtpolitischen Gegensätzen: Habsburgische Kaiser wollten die politische und religiöse Einheit, und die Reichsstände strebten nach staatlicher Selbstständigkeit. Deutschland wurde zum Kriegsschauplatz für die europäischen Mächte.

 

Der Große Kurfürst setzte Zeichen

 Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620 bis 1688) war es, dem in der Folgezeit der wesentliche Anteil am systematischen Wiederaufbau und der Modernisierung des Landes zuzuschreiben ist. Er schuf durch die Zentralisierung der Verwaltung, dem Aufbau eines stehendes Heeres und mit einer realen Außenpolitik ein aufsteigendes Brandenburg. Gleichwohl war jene Zeit geprägt durch eine Vielzahl von Kämpfen, Kriegen und Fehden: 1655 eröffnen beispielsweise Brandenburg und Schweden den Krieg gen Polen. Im Bündnis mit Brandenburg siegte ein Jahr später der schwedische König Karl Gustav bei Warschau über die Polen. Wiederum ein Jahr später erfolgte ein Frontwechsel Brandenburgs: Es gab ein Bündnis mit Österreich und Polen gegen die Schweden. Im Vertrag von Wehlau erkannte Polen die brandenburgische Souveränität in Preußen an. Widerstand wurde indes blutig niedergeschlagen: Die Führer der Stände, die gegen ihre Entmachtung durch die Regierungsmaßnahmen Friedrich Wilhelms Widerstand geleistet hatten, wurden hingerichtet oder zu Festungshaft verurteilt. Einen entscheidenden Sieg errang der Kurfürst bei der Schlacht bei Fehrbellin: Auf Betreiben Frankreichs fielen die Schweden im Jahre 1675 in die Mark Brandenburg ein und wurden in jener Schlacht bei Fehrbellin besiegt. Darauf eroberte der Kurfürst Schwedisch-Pommern. Seither trug Friedrich Wilhelm den Namen "der Große Kurfürst".

 

Insgesamt stärkte er nicht nur die Armee und schuf somit die Basis für das spätere preußische Heer, sondern trieb auch den technischen und wirtschaftlichen Ausbau Brandenburgs wesentlich voran. Mit niederländischen Ingenieuren und Architekten sowie französischen Kolonisten brachte er breit gefächert Kenntnisse, Künste und Kultur in die Mark.

 

Einer Verfügung des Großen Kurfürsten ist auch das Kremmener Scheunenviertel zu verdanken: Seit 1659 durften in Kremmen aus Brandschutzgründen keine Scheunen mehr innerhalb des Stadtzentrums für Lagerzwecke genutzt und neue Scheunen nur noch außerhalb der Stadt errichtet werden. So entstand das weithin bekannte Kremmener Scheunenviertel, das hundert Jahre später bereits mit seiner bekannten Anlage und Ausdehnung auf Kartenmaterial dokumentiert ist. Auch das Schloss Oranienburg ist auf das Wirken des Großen Kurfürsten zurückzuführen: Am 27. September 1650 überreichte der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm seiner Gattin Louise Henriette, der Tochter des niederländischen Fürsten Friedrich Heinrich von Oranien, die Domäne Bötzow, so hieß damals Oranienburg, als Geschenk auf Lebenszeit. Das im Wiederaufbau befindliche Schloss Erhielt den Namen Oranienburg, der wenig später auch auf die gesamte Stadt übertragen wurde.

 

 

Hofstaat in Glanz und Gloria

Der Große Kurfürst war Vater des nachfolgenden brandenburgischen Markgrafen und Kurfürsten Friedrich III von Brandenburg. Mit der Krönung des Letztgenannten am 18. Januar 1701 in Königsberg zu Friedrich I. König in Preußen und somit der Entstehung des preußischen Staates als europäischer Großmacht verlor Brandenburg allmählich an Bedeutung. Glänzende Hofhaltung, die mit anderen europäischen Höfen zu konkurrieren versuchte, und hohe Aufwendungen infolge der regen Bautätigkeit belasten den Staatshaushalt enorm. Berlin wurde unterdessen zu einer prächtigen Residenzstadt ausgebaut; hierbei orientierte sich Friedrich I. am Beispiel der Hofhaltung Ludwigs XIV. In jene Zeit fällt die Gründung etlicher herausragender kultureller und wissenschaftlicher Einrichtungen: 1710 Gründung der Preußischen Akademie der Wissenschaften, der Berliner Charité, der Meißner Porzellanmanufaktur. Auch der Ausbau und Neubau von Schlössern und deren aufwändige Ausstattungen in Oranienburg, Berlin Lietzenburg, dem späteren Charlottenburg und Königsberg, sowie das Anlegen von Gärten nach französischem Vorbild sind auf Friedrich I. zurückzuführen. Unter seiner Herrschaft sind damit Einrichtungen entstanden, die auch heute noch die Vorstellung von der Kultur Preußens in maßgeblicher Weise prägen. Gerade die Kernprovinz des Königreiches, also besonders diese Region rund um Berlin, stand auch nach außen hin für das klassische Preußen schlechthin mit seinem wesentlichen Merkmal, nämlich der absolutistischen Militärmonarchie auf agrarischer Grundlage; immerhin stellten die brandenburgischen Bauern zwei Drittel der preußischen Armee. Innenpolitisch förderte das Regiment Friedrich I. die staatliche Einheit der geographisch weit auseinanderliegenden und wirtschaftlich stark unterschiedlichen Territorien seines Landes. Neben dem Herzogtum Preußen gab es auch ein königlich-polnisches Preußen, dessen Herrscher Friedrich I. natürlich nicht war. Deshalb konnte Friedrich nur König in Preußen und nicht König von Preußen sein. Erst sein Enkel, Friedrich II. (der Große) trug den Titel "König von Preußen".

 

 

Modernität und Reformen

Von 1713 bis 1740 war Friedrich Wilhelm I. Inhaber des preußischen Königsthrons. Er war bekannt als der "Soldatenkönig", als jener, der den preußischen Militär- und Beamtenstaat gründete und der den Absolutismus in Preußen vollendete. Der Sohn des ersten Preußenkönigs sorgte für eine sparsame Verwaltung, reformierte das Domänen- und Rechnungswesen, förderte die Landwirtschaft und das Schulwesen und besiedelte die durch Seuchen entvölkerten Landstriche Ostpreußens. Unter seinem Regime wurden 1714 die Hexenprozesse verboten. 1717 wurde die Allgemeine Schulpflicht in Preußen eingeführt. Seit 1740 galt in preußischen Gefängnissen das Folterverbot.

1740 bis 1786 war die Zeit des nächsten preußischen Königs, Friedrich II., genannt "der Große". Er war Urenkel des einstigen Großen Kurfürsten. Friedrich der Große vertrat die Ideen des aufgeklärten Humanismus, fühlte sich als erster Diener des Staates, und unter seiner Herrschaft wird Preußen zur Großmacht. Friedrich reformierte Recht und Verwaltung, förderte Handel und Gewerbe und übte religiöse Toleranz. Die preußischen Reformen lösten eine Modernisierungswelle aus, und neue Industrien entstanden.

 

 

Brandenburg ist neu auferstanden

Die 1918 im Versailler Vertrag vereinbarten Gebietsveränderungen führten dazu, dass Brandenburg an Europas Randlage geriet. Auf Grund seiner besonderen geographischen Lage trafen die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges Brandenburg in ganz besonderem Maße; Städte und ganze Landstriche wurden verwüstet und sind bis heute sichtbar geschädigt.

 

Der Name Land Brandenburg verschwand 1952 von der Landkarte. In der Folgezeit hatte die besonders wertvolle Kulturlandschaft Brandenburgs bewusste Destruktion und Demontage hinzunehmen: Viele Schlösser, Kirchen und Herrenhäuser wurden entweder abgerissen oder via Umnutzungen bis zur Unkenntlichkeit verbaut und zerstört. Eine Rückbesinnung auf den baulichen und kulturellen Reichtum, den die Preußenzeit hinterlassen hatte, setzte erst in den Achtzigerjahren ein; der einseitig-negativen Sicht auf die preußische Geschichte folgte schließlich ein differenzierterer Blick. Brandenburg, das Land zwischen Elbe und Oder, wie Theodor Fontane es in seinen "Wanderungen" beschrieb, ist erst

1990 als Bundesland wieder auferstanden.

 

"Preußen" - ein weites Feld! Ein Begriff, mit dem viele Assoziationen verbunden sind. Die Gedanken, die sich bei dem Begriff einstellen, reichen von kriegerischem Säbelrasseln und militaristisch dominierter Obrigkeitsstaatlichkeit über Reformen bis Modernität und Fortschritt. Preußen - ein Begriff so weit wie die Mark. Eben "ein sehr weites Feld", um wiederum mit Fontane zu reden, der mit seinen in der Mitte des 19. Jahrhunderts publizierten "Wanderungen durch die Mark" weithin das Augenmerk auf die landschaftliche Schönheit Brandenburgs lenkte.

 

"Preußisch sein" heißt "Härte zeigen"

Der preußische Geist" - was ist das überhaupt? Ist, wer über die so genannten preußischen Tugenden wie Disziplin, Härte, Tapferkeit, Fleiß, Ordnung, Pünktlichkeit et cetera verfügt, preußisch? Und wenn ja - was heißt das? Diese so genannten preußischen Attribute beruhen auf einer Ethik, einer Lebenshaltung, die sich gewiss für das abhängige Individuum als ein praktikables und nützliches Instrument zur Bewältigung des Alltags, des Seins, der Existenz schlechthin erwiesen hat: Das Funktionieren. Befehl und Gehorsam - so funktionierte Preußen. Hierzu schreibt Nicolas Sombart in "Preußen ist überall", erschienen im Preußen-Jahrbuch, herausgegeben von MD Berlin 2000: "...Die innere Einfügung in einen größeren Organisationszusammenhang konnte nur unter der Voraussetzung gelingen, dass sich alle Beteiligten von der Spitze bis zu Basis einer gemeinsamen Aufgabe verpflichtet wussten, einer Vorstellung des umfassenden Ganzen, das die Teilfunktion jedes Einzelnen umgreift und seinem Handeln einen Sinn gibt. Das war eine Geisteshaltung, deren Kern die Überzeugung ist, dass man den Sinn seines Lebens nur im Dienst einer größeren Aufgabe, einer über das Private hinaus gehenden Mission finden kann." Aus dieser Haltung leitet sich ab, seine Pflicht und Schuldigkeit tun zu müssen, sich zusammennehmen zu müssen, durchzuhalten, den inneren Schweinehund zu überwinden, zu verzichten, zu opfern. Preußisch sein bedeutet in diesem Sinne also eine Askese, eine Strenge - das ganze Gegenteil von Laissez faire und Dolce Vita.

 

"Preußisch sein" als Überlebensstrategie

Weiter schreibt Sombart: "...feststellen können, dass die preußische Ethik alles andere als ausgestorben ist. Überall in der Welt, wo in der Wirtschaft ein Produktionsapparat und ein Versorgungssystem, wo eine staatliche oder städtische Verwaltung straff organisiert und nach zweckrationalen Gesichtspunkten geführt wird und funktioniert, wo die Willensäußerungen der Zentrale durch Befehle vermittelt und exakt ausgeführt werden, herrscht preußischer Geist. Überall, wo ein Individuum sich in seinem Selbstbewusstsein durch die konkrete Durchführung einer Aufgabe bestätigt findet, die in ihrer Zielsetzung über seinen privaten Horizont hinausweist, die ihn motiviert, unter Überwindung seiner persönlichen Malaise sein Bestes zu geben, und ihm das Gefühl gibt, eine Leistung zu vollbringen, herrscht preußischer Geist. Wenn es ihn nicht gäbe, wäre die moderne Industriegesellschaft schon längst zusammengebrochen".

 

Verfasst von P. Born zusammengetragen aus Texten im "Preußen JahrBuch. Ein Almanach", hrsg. von MD Berlin 2000, ISBN-3-930929-12-0, sowie aus "Daten der Weltgeschichte", Bertelsmann-Lexikon.